„Abgelegen in der Stille des Waldes schuf das Künstlerehepaar Johann und Jutta Bossard zwischen 1912 und 1950 auf einem drei Hektar großen Grundstück ein Gesamtkunstwerk“, so die deutsche Stiftung Denkmalschutz. Neue Lebensentwürfe entstanden, indem Kunst, Musik, Dichtung und Architektur auf der einen Seite sowie Nahrung, Natur und Alltagskultur auf der anderen Seite als etwas harmonisches Ganzes verstanden wurden. Die Eheleute Bossard schufen und initiierten hier auf einem Heidegrundstück eine „Lebensreformbewegung“. Heute so aktuell und spannend wie damals. 2012 wurde dieses einzigartige Gesamtkunstwerk sogar mit dem EUROPA-NOSTRA-Preis der EU ausgezeichnet.

Wir von der CDU Jesteburg befürworten und unterstützen diese Kunststätte – wie viele andere auch – seit vielen Jahren. Deshalb freuen wir uns über die Leitidee der Stiftung, den Bossard neu zu denken und möchten die Stiftung bei diesem Vorhaben konstruktiv begleiten. Die Stiftung ist  verantwortlich für das Konzept „Bossard neu denken“, für die Finanzierung und auch die laufende Unterhaltung der Kunststätte. Die Räte in Jesteburg haben dagegen „nur“ die Aufgabe mit der Flächennutzungsplanung und der konkreteren Bebauungsplanung die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Erweiterung zu schaffen. Im Laufe dieses Planverfahrens wird es neben den öffentlichen Ausschüssen noch weitere Info-Veranstaltungen für die Bürger geben. Während dieses Verfahrens besteht über die Möglichkeit von Einwänden ganz konkreter  Gestaltungsspielraum.

Außerdem sind die Jesteburger beim Thema Verkehr gefragt: So liegt zum Beispiel der mögliche Ausbau von Straßen in Gemeindehand, ebenso wie die Lenkung des Individualverkehrs. Hier möchten wir als Jesteburger CDU konkret unterstützen und einen zukunftsorientierten mehrgliedrigen Ansatz mitentwickeln, denn der vorliegende Konzeptentwurf der Stiftung beinhaltet einen Vorschlag zur Verkehrserschließung, der hauptsächlich auf eine Anbindung über PKW setzt: Parken zwischen Kunst und Natur. Das wird dem Lebensentwurf und der künstlerischen Identität von Johann und Jutta Bossard, nämlich Natur und Kunst als etwas Zusammengehöriges zu verstehen, nicht gerecht. Wir von der CDU Jesteburg sind der Überzeugung, dass eine autoarme  oder vielleicht sogar autofreie Anbindung der „bessere Weg“ ist: Natürlich, zeitgemäß, zukunftsorientiert und nachhaltig.

Deshalb schlagen wir als Denk- und Lösungsrichtung vor, den neu gedachten Bossard mit einem Mehr-Wege-Modell zu erschließen. Fußgänger können von Jesteburg aus über den Natur-, Kunst- und Kulturpfad als erlebnisorientierte, spannende Möglichkeit den Bossard erreichen. Für Radfahrer können vielfältige und vorhandene Radwege deutlich ausgeschildert werden. In Jesteburg und den umliegenden Gemeinden könnten zusätzlich Radstationen – Bike to go – errichtet werden. Die Dynamik hin zu E-Bikes bietet hier großes Potenzial. Besucher wandern und biken gerade deshalb zum neu gedachten Bossard, weil er „autofrei“ erlebt werden kann, dies ist sicherlich für die junge städtische Bevölkerung ein interessanter Marketingaspekt. Darüber hinaus kommt ein klug angelegter ÖPNV mit Heide-Shuttle, Bus und Bahn sowie ein Shuttle-Service bei Aktionstagen. An der Kunststätte selbst wünschen wir uns nur ein spürbar reduziertes Angebot an Parkplätzen. Höheres Besucheraufkommen mit PKW bei Aktionstagen kann dann über dezentrale Parkplätze und geöffnete Wiesen als Stellplatzreserven, wie es bei anderen Großveranstaltungen gang und gäbe ist, aufgefangen und geshuttlet werden. Smart-City Konzepte sind hier wichtige Unterstützer und Wegbereiter. Dieser Lösungsansatz verbindet insbesondere über den Kunst- und Naturpfad den Ort Jesteburg mit dem Bossard.

Insgesamt kann diese Investition mit dem großen Zuschuss an Bundesmitteln  eine einmalige  Chance und enorme kulturelle Aufwertung bedeuten sowohl für die Samtgemeinde Jesteburg wie den Landkreis Harburg als auch für die gesamte Touristenregion Lüneburger Heide. Auch die Jesteburger Kunst-und Kulturszene wird durch dieses Projekt gestärkt, zudem  profitieren der Jesteburger Einzelhandel und die Gastronomie, dies führt zu Wohlstand beim Gewerbe, höheren Steuereinnahmen sowie zu einer Aufwertung unseres gesamten Ortes.

Der vorliegende Konzeptentwurf beinhaltet auch den Neubau eines weiteren Gebäudes in der Art einer Kunsthalle sowie die damit verbundene und veränderte Nutzung des Bossard-Geländes. Hierzu gibt es auch bei uns im CDU Ortsverband derzeit Fragen, genauso wie zur Namensgebung, der Gesamtfinanzierung, der Erweiterung und zur verlässlichen Gewähr für die Unterhaltung des Bossards:

  • Steht die äußere Gestalt der neuen Kunsthalle schon genau fest?
  • Besteht die Möglichkeit „Bossard“ im neuen Namen mit aufzunehmen?
  • Welche Rolle spielen die Bossards in der neuen Kunsthalle?
  • Was passiert, wenn keine Sponsoren für die fehlenden 3 Mio. € für die Neu-Investition gefunden werden?
  • Was passiert, wenn der Kreistag nach 5 Jahren nicht mehr bereit ist den gesteigerten Zuschussbedarf für den laufenden Betrieb der Kunststätte zu übernehmen?
  • Was passiert, wenn das Konzept nicht aufgeht und die neue Kunsthalle leer steht?

Auch diese Fragen müssen nun im anlaufenden Planungsverfahren geklärt werden. Zum Teil haben sich aus Gesprächen schon Antworten ergeben, aber zum Teil auch noch nicht oder noch nicht ausreichend. Den dabei entstehenden Gestaltungsspielraum gilt es hier im Sinne der Bossards und den Jesteburgern so zu nutzen, dass es am Ende gelingt, das beste künstlerische, wirtschaftliche, ökologische und das Zusammenleben vor Ort betreffende Konzept für den Ort sowie die Kunststätte umzusetzen. Eine spannende Entwicklung, zu der die CDU Jesteburg die Bürger zum Mitmachen und Mitgestalten gerne einlädt.

(Autoren: Dr. Reinhard Feldhaus, Bernd Jost und Julia Neuhaus)