Am 23.9.2019 hatten die CDU Ortsverbände Buchholz und Jesteburg zu einem Vortrag von Prof. Vahrenholt im ISI Buchholz eingeladen. Nach einer kurzen Einführung mit persönlichen Überlegungen durch Prof. Bockisch, begann Herr Prof. Vahrenholt damit, die Reihenfolge des Themas „Der Klimawandel – von den Ursachen bis zur Energiewende“ umzudrehen.

Er stellte die Einsparziele Deutschlands in einen internationalen Kontext und verwies auf die Beschlüsse des Pariser Abkommens. Danach wird es Indien erlaubt sein, den CO2 Ausstoß um 100% zu steigern, China wird 33% mehr ausstoßen.  Auf Fragen aus dem Publikum, das seien ja auch mehr Menschen, erklärte Vahrenholt, der pro Kopf-Ausstoß Chinas liege heute schon – zwar noch unter Deutschland – aber über dem der Europäischen Union.

Die Probleme bei einer zu schnellen Umsetzung der Energiewende – und die heutigen Pläne seien zu schnell – wurden diskutiert und hier ausführlich die fehlenden Speichermöglichkeiten für in Spitzen anfallenden Windstrom, der in Flauten gebraucht werde. Das Problem werde nicht durch mehr Windräder gelöst, denn auch die lieferten bei Windstille nicht. Heute schon zahlten die Verbraucher 20 Milliarden € pro Jahr für erneuerbare Energien, was den deutschen Strom mit ca. 33 Cent/kWh fast doppelt so teuer mache wie in den Niederlanden oder Frankreich, dreimal so teuer wie in den USA und viermal so teuer wie in China. Weltweit würden 1.600 neue Kohlekraftwerke gebaut, die diesen Unterschied zementierten. Ausreichender Speicher sei kaum zu finanzieren.

Wolle man nur auf 90% Reduzierung gehen, so würde das bei einem durchschnittlichen Monatseinkommen der Deutschen von € 1850 jeden Haushalt monatlich 640€ kosten, wenn das Ziel wie oft gefordert bis 2035 erreicht werden solle. Dabei sind die Investitionen für die Speicherung nicht inbegriffen, die astronomische Summen verschlingen würden. Die gute Nachricht: Es gebe keine Eile, denn das CO2 sei nur zu etwa der Hälfte Verursacher.

Ein kurzer Einschub beleuchtete die Auswirkungen der Windkraftanlagen auf die Tierwelt. Sie töteten in großem Umfang Vögel, Fledermäuse und Insekten und könnten zum Aussterben von Tierarten führen. Notwendige Schutzzonen würden immer weniger eingehalten.

Wer glaube, CO2 habe alleinigen Einfluss auf das Klima, der irre gewaltig. Zum einen sind komplexe Systeme wie das Klima nicht monokausal zu beeinflussen. Zum zweiten seien so Warmzeiten zur Zeit der Römer und im Mittelalter – damals war es wärmer als heute – nicht zu erklären, auch nicht, dass die Wikinger nach Grönland fuhren, um dort Ackerbau zu betreiben. Es gibt auch daraus keinen Anlass wie man die kleine Eiszeit verlassen konnte, die in der Zeit von 1400 bis 1700 Millionen von Europäern das Leben kostete. Legt man die Temperaturkurven über die Kurven der Sonnenaktivität, so ergibt sich eine Korrelation. Das sei noch keine Kausalität, könne aber einiges erklären.

Die guten Nachrichten: Erstens, seit 2005 steigt die Temperatur nicht mehr, lediglich im außergewöhnlichen El Nino Jahr (Anmerkung: Ein Meeresstrom vor der Küste Südamerikas, der periodisch auftritt und das Weltklima in diesen Jahren verändert) lag die Temperatur hoch. Zweitens, die Erde sei trotz der Rodungen insgesamt grüner geworden, das CO2 dünge die Pflanzen und diese nähmen wesentlich mehr CO2 auf als bisher gedacht. Drittens, die Ozeane speicherten erhebliche Mengen CO“, wenn auch mit Zeitverzug.

Das Fazit: Der CO2 Ausstoß müsse verringert werden, jedoch gefährdet ein 100%-Ziel die Volkswirtschaften und damit die Machbarkeit. Wenn man alle Einflussfaktoren bedenkt, haben wir aber für das Umsteuern mehr Zeit, die dringend gebraucht wird, um die Alternativen so zu verbessern, dass sie bezahlbar sind.

Die nachfolgende Diskussion war von Emotionen geprägt und es zeigte sich deutlich, dass der Wille zuzuhören und nachzudenken bei vielen nicht mehr vorhanden ist. Das Misstrauen über Thesen, die nicht einfach sind, ist groß. Insbesondere wird den Dokumenten des Weltklimarates unbesehen geglaubt. Dabei wird auch klar, dass sich das Wissen nicht auf den Klimabericht selbst bezieht, sondern auf die Zusammenfassung für „Policy Makers“, die nicht von Wissenschaftlern, sondern von den politischen Delegationen erstellt und „kreativ“ gestaltet wird.

Insgesamt eine gelungene Veranstaltung, die vielen neue Erkenntnisse oder Denkanstöße brachte, die aber auch die Gräben aufzeigte und die Sehnsucht vieler, dass das Problem nur aus einem „bösen Buben“ besteht und so vermeintlich leicht gelöst werden kann.

Prof. Bockisch